Zweit­er Mei­len­stein im Pro­jekt Theat­erLyt­ics: Ergeb­n­isse zur Be­such­er­forschung & zum Entscheidung­sun­ter­stützungssys­tem

Im Projekt TheaterLytics entwickelt der SICP – Software Innovation Campus Paderborn gemeinsam mit dem Theater Paderborn und der Optano GmbH intelligente Werkzeuge zur Entscheidungsunterstützung für Kulturbetriebe. Im Rahmen des zweiten Meilensteintreffens wurden die bisher erzielten Ergebnisse zur Entwicklung des Entscheidungsunterstützungssystems (EUS) und der Besucherforschung vorgestellt.

Software unterstützt Kulturschaffende bei ihren Entscheidungen

„Kulturbetriebe müssen vor und während der Spielzeit viele kaufmännische und künstlerische Entscheidungen treffen, die mittelbar und unmittelbar Einfluss auf die  Besucherzufriedenheit und die wirtschaftliche Situation des Theaters insgesamt haben,“ erläutert Matthias Köster vom Theater Paderborn. Um die komplexe Welt der Kultur und die vielfältigen Entscheidungen, die ein Theater treffen muss, zu adressieren, wird im Projekt ein modulares EUS entwickelt, wobei jedes Modul verschiedene Entscheidungen und Prozesse des Theaters unterstützt. Dazu wurden Theaterentscheidungen und die dazugehörigen Prozesse entlang der Spielzeit formalisiert und prozesstechnisch im EUS abgebildet.

Bisher wurden zum einen Module entwickelt, die der Dramaturgie innerhalb der Spielzeitplanung als Entscheidungshilfe dienen, indem bspw. die Suche nach potenziellen Stücken und ihre strukturierte Dokumentation unterstützt werden. „Zum anderen haben wir einen ersten Softwareentwurf erstellt, sodass das Theater ein aktives Controlling von wichtigen Kennzahlen, beispielsweise den laufenden Ticketverkäufen für eine bestimmte Sitzplatzgruppe, betreiben kann. Außerdem sieht ein weiteres Modul die automatisierte Planung von Premierenterminen vor“, erläutert Dr. Jens Peter Kempkes, Geschäftsführer der Optano. Um die Wünsche und Vorstellungen der Besucher in der Angebotsgestaltung bestmöglich zu berücksichtigen, wird im Projekt auch Besucherforschung betrieben. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die Entwicklung des EUS ein.

Theaterbesucher in der Corona-Krise

Da Theaterbesucher stets im Fokus einer Entscheidung stehen, sind deren Wahrnehmungen und Wünsche von großer Bedeutung für einen Kulturbetrieb. Infolgedessen wurde ein Fragebogen entwickelt, den das Theater auch in der Zukunft regelmäßig einsetzen kann, um die Stimmung der Besucher*innen zu erfassen. Außerdem wurde im Projekt die COVID-19-Pandemie berücksichtigt, indem eine qualitative Interviewstudie und eine quantitative Umfrage konzipiert und durchgeführt wurden. Beide Studien thematisieren die Bedeutung von Kultur/Theater, den Einfluss der Pandemie auf die Besucher*innen, die Wahrnehmung der Corona-bedingten Maßnahmen sowie Alternativangebote.

„Es zeigt sich, dass Kultur, besonders in Zeiten der Pandemie, einen hohen Stellenwert für die Menschen hat und nicht nur wichtig für das persönliche Wohlbefinden ist, sondern auch für die Gesellschaft. Die Corona-bedingten Schließungen der Theater haben demnach einen starken Einfluss auf die Menschen. Deutlich wurde, dass Sorgen und Ängste bezüglich einer Ansteckung im Theater nicht pauschalisiert werden können, sondern von Person zu Person unterschiedlich sind. Zu den dabei entscheidenden Faktoren zählen: die subjektive Wahrnehmung der getroffenen Maßnahmen, das aktuelle Infektionsgeschehen sowie die gesundheitliche Einstufung der Besucher*in zu einer Corona-Risikogruppe oder nicht“, fasst Maximilian Kaspar, Mitarbeiter im SICP, die Erkenntnisse aus den Studien zusammen.

Auch mit Blick auf die digitalen Alternativangebote lässt sich kein klares Bild identifizieren. Hier ist ein Mix zwischen „besser als gar nichts“, „tolles neues Angebot“ und „völlig unnötig“ beobachtbar. Als Schlüsselergebnis kann jedoch festgehalten werden, dass digitale Angebote in ihrem Ausdruck sowie in ihren Interaktionsmöglichkeiten überarbeitet werden müssen, sodass digitale Alternativangebote auch von Zuhause aus ihre Wirkung entfalten können und die Möglichkeit für Konsumenten geschaffen wird, miteinander zu interagieren und zu kommunizieren.

Weitere Schritte

Nachdem nun das zweite Meilensteintreffen erfolgreich absolviert wurde, erläutert Dr. Christoph Weskamp, R&D Manager Digital Business im SICP, das weitere Vorgehen folgendermaßen: „Im Verlauf des Projektes wird weiter an der prototypischen Umsetzung der Module in Software gearbeitet. Diese werden anschließend evaluiert und dann in einem ganzheitlichen Entscheidungsunterstützungssystem integriert. Des Weiteren wird ein Begleitkreis aufgebaut, der Verantwortlichen anderer Kulturbetriebe offensteht und dazu dient, die gewonnenen Erkenntnisse zu validieren. Außerdem wird ein praktischer Handlungsleitfaden entwickelt, der die gesammelten Ergebnisse des Projektes komprimiert zusammenfasst und weiteren Kulturschaffenden einen Einstieg ins Thema ermöglicht“.

Quelle: Stadt Paderborn

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Dr. Christoph Weskamp

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