Zwi­schen Trans­fer & Le­bens­lan­gem Ler­nen - SE23

 

Die Fachtagung Software Engineering (SE) des Fachbereichs Softwaretechnik der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) fand in diesem Jahr in Paderborn statt. Vom 20. bis zum 24. Februar waren gut 200 Wissenschaftler*innen sowie Softwareentwickler*innen aus der Praxis zum Forschungs- und Innovationscampus Zukunftsmeile 2 sowie in die Räumlichkeiten des Heinz Nixdorf MuseumsForums gekommen, um sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Die Organisation der Tagung lag beim SICP – Software Innovation Campus Paderborn der Universität Paderborn unter der Leitung von Prof. Dr. Gregor Engels, Hochschullehrer an der Universität Paderborn sowie Vorstandsvorsitzender des SI-Lab im SICP.

„Auf der diesjährigen Fachtagung wurden sowohl neueste wissenschaftliche Erkenntnisse als auch industrielle Erfahrungen zu einer Vielzahl von Themen rund um Entwicklung und Betrieb von Softwaresystemen ausgetauscht. Die Tagung richtet sich sowohl an Softwareentwicklerinnen und -entwickler aus der Wirtschaft, als auch an Forscherinnen und Forscher aus dem akademischen Umfeld. Ziel der etablierten Reihe ist die Zusammenführung und Stärkung der Softwaretechnik im deutschsprachigen Raum“, erläutert Prof. Dr. Engels.

Software Engineering als Querschnittsdisziplin

Das wissenschaftliche Hauptprogramm der SE23 setzte sich aus Vorträgen zu bereits publizierten Artikeln in internationalen Journalen oder Konferenzen zusammen. Damit wird sozusagen ein „Best of“ der Publikationen der Forschergruppen im deutschsprachigen Raum angeboten. „Es zeigt sich, dass die Informatik und insbesondere Software Engineering ein Wissenschaftsgebiet ist, das wie eine Querschnittsdisziplin alle anderen wissenschaftlichen Disziplinen betrifft.

In allen Bereichen unseres täglichen Lebens werden Softwaresysteme eingesetzt, die von einer hohen Qualität sein müssen. Dies betrifft etwa Software im Bereich der Neuen Mobilität, der intelligenten Energieverteilung, der computergestützten Medizin, der sozialen Medien oder auch in neuartigen Anwendungsbereichen wie beim Quantum Computing“, so Prof. Dr. Ralf Reussner vom KIT in Karlsruhe und Sprecher des Fachbereichs Softwaretechnik der GI. Derartige Systeme müssen mit ingenieurmäßigen, strukturierten Methoden entwickelt und betrieben werden, um Qualitätsmerkmale wie z.B. Sicherheit, Robustheit und Ressourceneffizienz zu gewährleisten.

Hohe Innovationsgeschwindigkeit erfordert lebenslanges Lernen

Um den stets steigenden Fachkräftemangel zu bekämpfen, werden neue Ansätze benötigt, um universitäre Lehre im Sinne eines lebenslangen Lernens einzusetzen. Unter der Moderation von Prof. Dr. Gregor Engels diskutierten Prof. Dr. Wilhelm Hasselbring von der Universität Kiel, Dr. Ralf S. Engelschall von der msg Research/msg systems AG, , Prof. Dr. Andreas Both von der DATEV, sowie Prof. Dr. Stefan Wagner von der Universität Stuttgart im Rahmen einer Podiumsdiskussion zum Thema „Upskilling – Reskilling! Eine Aufgabe für Industrie und/oder Hochschule!?“ Prof. Dr. Wilhelm Hasselbring brachte das Thema auf den Punkt: „Die hohe Innovationsgeschwindigkeit erfordert, dass sich einerseits Mitarbeitende in der Industrie stets über neueste Entwicklungen informieren können und andererseits auch Fachkräfte mit einem IT-fernen Abschluss die notwendigen ITDie Kenntnisse erwerben. Dies wird derzeit unter den Begriffen Up- und Reskilling diskutiert und kann dazu führen, dass der Lehrauftrag von Universitäten in Zukunft viel weiter gefasst werden muss.“

Universitäten benötigen Transfereinrichtungen

Der Erfolg in der Industrie ist davon abhängig, dass sich Unternehmen stets weiterentwickeln und neueste Innovationen im Unternehmen einführen. Um diesen Transfer aus der Wissenschaft in die Industrie zu unterstützen, müssen an Universitäten Transfereinrichtungen ent- und bestehen. Im Rahmen der Tagung wurden verschiedene Transferansätze diskutiert. Hierbei wurde insbesondere der Campus-Gedanke, Industrie und Wissenschaft arbeiten unter einem Dach, der im SICP bereits seit vielen Jahren verfolgt wird, diskutiert und als zukunftsweisend anerkannt.

Ernst Denert Software-Engineering Preis

Im Hauptprogramm der Tagung standen Keynotes von Prof. Dr. Ina  Schaefer, Professorin für Software Engineering am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), mit dem Titel „Quantum Software Engineering – Quo Vadis?“ sowie Prof. Dr. Alexander Serebrenik von der Eindhoven University of Technology zu dem Thema „Diversity and Inclusion in Software Engineering“. Prof. Dr. Stefan Wagner, Professor für Empirisches Software Engineering am Institut für Software Engineering der Universität Stuttgart, sprach in der dritten Keynote der Woche zum Thema „Software-Engineering-Fortbildung für Studierende und Industrie“. Im Rahmen der SE23 fand erstmals eine Student Research Competition statt. Ziel war es, jungen, angehenden Wissenschaftler*innen früh die Möglichkeit zu geben, ihre Ergebnisse im Rahmen einer Konferenz vorzustellen und Kontakte zu anderen Wissenschaftler* innen aus dem deutschsprachigen Raum zu knüpfen. Abgerundet wurde das Tagungsprogramm durch ein breit gefächertes Industrieprogramm, Workshops und die Verleihung des Ernst Denert Software-Engineering Preises an Dr. Jannik Fischbach, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei fortiss in München, für seine Doktorarbeit an der Universität Köln mit dem Titel „Why and How to Extract Conditional Statements from Natural Language Requirements“. Angeschlossen an die SE23 fanden die SEUH 2023 zu Software Engineering im Unterricht der Hochschulen sowie die deRSE23, die Konferenz für Research Software Engineering in Deutschland, in Paderborn statt.

Gruppenbild zum Abschluss der SE23
Gruppenbild zum Abschluss der SE23