Erfolgreicher IT-Empfang der Stadt Paderborn: Wirtschaftsförderung und SICP setzen auf Künstliche Intelligenz
Hans-Christian Blecke ist Autor. Als Werbetexter entwickelt der Paderborner seit mehr als zehn Jahren wirksame Strategien für Unternehmen. „Kommunikation ist unser Alltag“, sagt Blecke. In den letzten Wochen und Monaten hat sich diese durch Künstliche Intelligenz, kurz KI, verändert. Hans-Christian Blecke wird seitdem immer häufiger mit der Frage konfrontiert: „Macht ChatGPT dich arbeitslos?“
Auf dem IT-Empfang der Paderborner Wirtschaftsförderung (WFG) und des SICP – Software Innovation Campus der Universität Paderborn sind sich die Gäste zu Beginn des Vortags von Hans-Christian Blecke weitestgehend einig: Die Autorinnen und Autoren von Texten sind durch KI gefährdet. Blecke wird arbeitslos.
KI, Digitalisierung, IT: All das spielt in Paderborns Wirtschaft eine große Rolle, macht Bürgermeister Michael Dreier in seiner Begrüßung deutlich. Er freut sich, dass der IT-Empfang nach drei Jahren Pause wieder in Präsenz, im Historischen Rathaus, stattfinden kann und dass rund 100 Unternehmerinnen und Unternehmer der Einladung gefolgt sind: „Die Bedeutung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz für unsere Stadtentwicklung kann nicht genug betont werden“, so Dreier. Er freue sich auf den Austausch mit den Unternehmen, um „gemeinsam Paderborns Zukunft zu gestalten.“
Was KI leistet und wofür man das Programm im Alltag bereits jetzt sinnvoll nutzen kann, stellten Christian Neugebauer und Stefan Freise von code-x vor. Sie haben anhand von Beispieleingaben dargestellt, wie sich mittels ChatGPT ein Urlaub planen oder Trainingspläne erstellen lassen.
Nach dem humoristischen Einstieg in das Thema folgte Nikolas Hemion, Manager für Artificial Intelligence bei dSPACE. In seinem Impulsvortrag stellte er vor, wie das Paderborner Unternehmen unglaubliche Datenmengen verarbeitet, um in Zukunft autonomes Fahren zu ermöglichen. Das Messfahrzeug sammelt dabei pro Stunde bis zu 10 Terabyte an Straßenverkehrs-Daten. Zum Vergleich: Auf 1 Terabyte passen ungefähr 6,5 Millionen Dokumentenseiten. Würde man 10 Terabyte an Daten ausdrucken, ergebe sich ein Stapel aus DIN A4-Seiten, der 6,5 Kilometer hoch wäre. Und das jede Stunde. „Diese Datenmengen müssen verarbeitet werden“, weiß Nikolas Hemion. Dafür nutze dSPACE Supercomputer, auf denen die neuronalen Netze einer KI trainiert werden.
Zum Abschluss betritt der Autor Hans-Christian Blecke die Bühne im Rathaus. Man ist sich einig: Sein Job ist durch die KI gefährdet. Aber ist das wirklich so? „Für gute Arbeit gibt es immer einen Job“, so Bleckes Statement. Man denke an Tischler: „Wenn Sie einen Tisch kaufen möchten, der etwas Besonderes ist, der mehr als 30 Jahre in Ihrem Zuhause stehen soll; gehen Sie dann zum Möbel-Discounter? – Wohl eher nicht.“ In seinem Vortrag beschäftigt er sich mit der Frage, wie die KI in Zukunft das Schreiben und die Kommunikation verändern wird. „Die KI ist optimal für Gebrauchstexte“, weiß Blecke. „Niemand würde einen Texter beauftragen, wenn sie eine Einladung schreiben oder eine E-Mail verfassen möchten.“
Wer aber wird nun arbeitslos durch die Künstliche Intelligenz? Auch darauf hat Hans-Christian Blecke eine Antwort: Französischlehrerinnen und -lehrer. Der Grund ist einfach, „weil die KI demnächst dafür sorgen kann, dass wir uns per Knopf im Ohr mit allen Menschen auf der Welt unterhalten können.“ „Der Job der Sprachenlehrerinnen und -lehrer ist nicht gänzlich gefährdet, er wird sich jedoch maßgeblich verändern. Lehrkräfte müssen in Zukunft insbesondere auch die Kulturen und Geschichten unterschiedlicher Länder vermitteln, statt nur Kenntnisse zu Vokabular und Grammatik der jeweiligen Sprache zu lehren“, erläutert Prof. Dr. Gregor Engels, Hochschullehrer an der Universität Paderborn und Vorstandsvorsitzender des SI-Lab im SICP.
Das Thema der Künstlichen Intelligenz werde den IT-Empfang noch länger begleiten, ist sich WFG-Geschäftsführer Uwe Schoop sicher: „Wir haben heute wichtige Themen auch zu Ethik, Daten- und Klimaschutz angesprochen, die ebenfalls durch KI berührt werden.“ Insofern sei er sich sicher, dass es für die WFG und den SICP noch zahlreiche weitere Möglichkeiten geben wird, sich dem Thema in diversen Veranstaltungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu nähern.