Um eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern, wurden vor einigen Wochen nicht-lebensnotwendige öffentliche Einrichtungen geschlossen. Für die Kultur- und Kreativwirtschaft bedeutete dies, dass sämtliche Veranstaltungen abgesagt, Einrichtungen im Bereich Kunst und Kultur geschlossen und geplante künstlerische Vorhaben verschoben oder gestrichen wurden.
Auch in der Region Ostwestfalen-Lippe, mit ihrer reichen Kulturszene sowohl in den Städten als auch auf dem Land, mussten neben Theatern sämtliche Museen, Kinos, Clubs und Konzerthäuser schließen. Künstler*innen benötigen für ihre Arbeit jedoch Orte der Präsentation und haben genau diese bereits zu einem großen Teil in das Internet verlagert. Diese Entwicklung ist zu begrüßen, aber auch kritisch zu betrachten. Zum einen erhält sie so die Sichtbarkeit der Künstler*innen und bietet Möglichkeiten des künstlerischen Ausdrucks sowie der Kommunikation mit dem Publikum. Zum anderen wird künstlerisches und geistiges Eigentum oft verschenkt, ohne die Möglichkeit einer Wertschöpfung für die Akteure, obwohl diese zurzeit mit extremen Einkommensausfällen konfrontiert sind.
Neue Wertschöpfungsketten im Kulturbereich
Eine Zielsetzung des Projektes OWL.Kultur-Plattform ist es, neue Wertschöpfungsketten im Kulturbereich modellhaft zu entwickeln und zu erproben. Die Bildung einer digitalen Metastruktur für Kulturakteure soll unterstützt werden, indem durch die Kollaboration von Kulturschaffenden und Unternehmen die Umsetzung von Smart-Service-basierten Geschäftsmodellen im Kulturbereich frühzeitig in NRW gefördert wird. Allerdings war die Bildung dieser Metastruktur bisher in einer zweitrangigen Priorität festgelegt, da die Entwicklung eines sich selbst aktualisierenden und personalisierbaren Veranstaltungskalenders von allen Beteiligten als erste Priorität definiert wurde. „Wir glauben, dass sich in der aktuellen Situation auch die Priorisierung der Funktionen der OWL.Kultur-Plattform verschieben sollte und dass die Aufgabe, neue Wertschöpfungsketten für kulturelle Akteure zu entwickeln, eine neue, höhere Dringlichkeit erhalten sollte. Künstler*innen müssen auch im Internet an der Wertschöpfung ihrer Leistung beteiligt werden und wir als Publikum von digitalen Angeboten müssen anfangen, unsere Wertschätzung in Wertschöpfung auszudrücken“, betont Jana Duda, Projektleitung der OWL.Kultur-Plattform.
Die Projektpartner aXon GmbH, OWL GmbH und der SICP – Software Innovation Campus Paderborn der Universität Paderborn haben sich demnach dazu entschlossen, die Entwicklung der Funktionen der OWL.Kultur-Plattform neu zu priorisieren. Schon definierte Aufgaben, wie z. B. die Einbindung von Schnittstellen zum ÖPNV, werden später bearbeitet und andere Aufgaben, die die veränderte Situation antizipieren, vorgezogen. „Wichtig ist hier zu betonen, dass wir die schon definierten Funktionalitäten nicht streichen werden. Wir werden die OWL.Kultur-Plattform in ihrer eigentlichen Idee nicht verändern, lediglich die Reihenfolge der zu entwickelnden Funktionen abändern“, erläutert Dr. Simon Oberthür, Manager im SICP und Projektkoordinator. „Vorstellbar ist ein kommunenübergreifender Veranstaltungskalender für digitale Formate, eine Anbindung an bestehende Ticketsysteme, um für virtuelle Angebote Tickets anzubieten, eine Anbindung an bestehende Crowdfunding-Plattformen, auf der Kulturakteure ihre Projekte vorstellen und finanziert bekommen können, sowie eine Anbindung an ein bestehendes Patronage-System für die gezielte und vor allem langfristige Förderung durch freiwillige Abozahlungen“, erklärt Elias Koutsonas, Senior Consultant bei der aXon GmbH.