Die Corona-Pandemie hat die Arbeitssituation vieler Arbeitnehmer*innen stark verändert. Insbesondere das Thema Homeoffice ist in aller Munde und neue Normalität des Arbeitens geworden. Die Universität Paderborn erforscht zusammen mit Wissenschaftler*innen der Universität Bielefeld bereits seit einigen Jahren zukünftige Arbeitsformen. Eines der Forschungsprojekte ist der Forschungsschwerpunkt „Digitale Zukunft“. Ziel ist es, die wissenschaftlichen Grundlagen für ein Gesamtkonzept für Arbeitgeber*innen, Arbeitnehmer*innen, Selbstständige und Privatpersonen zu entwickeln, um sie bei der aktiven Gestaltung des digitalen Wandels zu unterstützen.
Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes finden regelmäßig sogenannte Think Tank-Veranstaltungen statt, bei denen auf Basis von Impulsreferaten unterschiedliche Aspekte diskutiert werden. „Arbeits- und Organisationsformen der Zukunft“ war das Thema des Think Tanks, der Mitte Mai in Form eines virtuellen Meetings stattgefunden hat. Ausrichter der Veranstaltung war der Forschungsschwerpunkt „Digitale Zukunft“ in Kooperation mit dem SICP – Software Innovation Campus Paderborn der Universität Paderborn. Es wurde gemeinsam überlegt, was man aus der aktuellen Situation über Homeoffice als Arbeitsform der Zukunft lernen kann. Darüber hinaus wurde eine Prognose gewagt, welche Aspekte des ortsunabhängigen Arbeitens perspektivisch nach dem Ende der Pandemie erhalten bleiben könnten. Auch Vertreter der SICP-Mitgliedsunternehmen Atos, aXon, Miele und s&n haben sich an der Diskussion beteiligt.
Zu Beginn wurden in Form von Impulsreferaten Ergebnisse aus Forschung und aktueller industrieller Praxis erläutert. Prof. Martin Schneider und Prof. Christian Harteis von der Universität Paderborn haben hierbei auf empirische Studien aus Vor-Corona-Zeiten zum Thema Homeoffice verwiesen, in denen u.a. erkannt wurde, dass Homeoffice insbesondere von Arbeitnehmer*innen mit höherem Einkommen genutzt wird und dass die Identifikation mit dem Unternehmen unter der Arbeit im Homeoffice eher leidet. Sebastian Franke (Miele) hat davon berichtet, wie sich aufgrund von Homeoffice und den dazugehörigen virtuellen Meetings Entscheidungsprozesse im Unternehmen verkürzt haben. In der anschließenden Diskussion berichteten Vertreter von Weidmüller, Phoenix, s&n und content.de über Veränderungen in ihren Unternehmen durch eine breite Einführung von Homeoffice. Adelhard Türling (aXon) wies darauf hin, wie wichtig in diesem Zusammenhang eine intensive Betrachtung der beiden Aspekte Persönlichkeits- und Arbeitsplatzprofil ist, um eine Akzeptanz der Homeoffice-Situation, verbunden mit einer Produktivitätssteigerung, zu erzielen. Dr. Ole Wintermann (Bertelsmann Stiftung) fügte auf der Basis aktueller Umfragen hinzu, dass bei der Diskussion zum Thema Homeoffice die Diversität von Arbeitsweisen und Menschen beachtet werden muss. Zu schnell würden eigene Präferenzen als allgemeingültig angesehen. Darüber hinaus haben die aktuellen Umfragen gezeigt, dass die COVID-19-Pandemie und ihre Auswirkungen schonungslos digitale Kompetenzdefizite in allen Bereichen aufgedeckt haben.
In der abschließenden Diskussion war man sich einig, dass die Homeoffice-Situation weiter untersucht und beobachtet werden muss. Es bleiben Fragen nach dem Einfluss auf die Qualität der Arbeit, insbesondere auf Aspekte der Kreativität, und welcher Anteil an Homeoffice in Abhängigkeit von Person und Arbeitsinhalt angemessen ist. Hierzu gehört auch ein Verständnis der neuen Rolle von Führungskräften in der dezentralisierten Durchführung von Arbeiten. Die Unternehmen planen umfangreiche Umfragen bei ihren Mitarbeiter*innen, bei denen die empirisch arbeitenden Forschungsgruppen der Universitäten Paderborn und Bielefeld gerne unterstützen, um ein besseres Verständnis von Homeoffice zu erzielen. Alle waren sich jedoch einig, dass das ortsunabhängige Arbeiten ein wichtiger Bestandteil zukünftiger Arbeitsformen sein wird.
Es ist geplant, die Impulse und Ideen der Think Tank-Veranstaltung zum Thema Homeoffice und veränderten Arbeitsbedingungen innerhalb einer sich daran anschließenden Reihe von (virtuellen) Meetings aufzugreifen. Koordiniert wird die Reihe vom SICP – Software Innovation Campus Paderborn. Zielgruppe sind interessierte Unternehmen und Wissenschaftler*innen.
Weitere Informationen zum Forschungsschwerpunkt „Digitale Zukunft“: https://pace.uni-paderborn.de/de/promotionsprogramme/digitale-zukunft/