Im it’s OWL Projekt Digital Business (DigiBus) entsteht ein Instrumentarium zur Planung und Gestaltung digitaler Plattformen, welches Unternehmen den Eintritt in die Plattformökonomie in B2B-Märkten ermöglichen soll. Das Instrumentarium wird anhand von zwei Pilotprojekten mit der DENIOS AG und dem Unternehmen WAGO Kontakttechnik entwickelt und evaluiert.
Der Fokus des ersten Pilotprojektes liegt auf der Fragestellung, wie das Thema Gefahrstofflagerung zukünftig intelligent gestaltet werden kann. DENIOS arbeitet dabei mit dem SICP–Software Innovation Campus Paderborn und der Fachgruppe Advanced Systems Engineering (ASE) der Universität Paderborn sowie mit dem Fraunhofer IEM (Konsortialführer) und der UNITY AG zusammen. „Als Spezialist mit über 30-jähriger Erfahrung von richtungsweisender Umwelttechnik bietet DENIOS kundenspezifisch konfigurierte Lösungen zur Gefahrstofflagerung an, insbesondere in Form von Raumsystemen. Wie viele andere Unternehmen in OWL stehen auch wir vor der Herausforderung, neben physischen Produkten digitale und smarte Services, wie z.B. bestimmte Software-Applikationen, anzubieten, um den Mehrwert für unsere Kunden zu erhöhen“, erläutert Dr. Regtmeier, Director Innovation des aus Bad Oeynhausen stammenden Unternehmens. „Unser Ziel ist es, unsere Kunden in jeder Situation rund um das Thema sichere und gesetzeskonforme Gefahrstofflagerung zu begleiten. Die Kontaktsituation soll dabei nicht auf den Kauf, die Inbetriebnahme oder die regelmäßigen Wartungen unserer Produkte beschränkt sein“, ergänzt Regtmeier. „Genau an diesem Punkt setzt das Pilotprojekt im Rahmen von DigiBus an. Zunächst haben wir mit den Verbundpartnern untersucht, welche Zielgruppen DENIOS adressiert und welche Informationen diese genau benötigen“, erläutert Hedda Lüttenberg, wissenschaftliche Mitarbeiterin im SICP. Kunden von DENIOS haben bestimmte Aufgaben wie z.B. die Herstellung und das Lagern eines Rohstoffes in einem Raumsystem. Da die Gefahrstofflagerung jedoch durch viele Gesetze und Normen reguliert ist, hat der Kunde gerade in diesem Bereich einiges zu beachten, um die gesetzlichen Pflichten als Betreiber eines Gefahrstofflagers zu erfüllen. Die meisten Kunden wollen darüber informiert werden, wenn beispielsweise Temperaturen im Raumsystem zu hoch oder zu niedrig sind, Gefahrstoffe auslaufen oder wenn die eingebaute Klimaanlage eine Störung meldet. In solchen Fällen werden Alarme per E-Mail oder SMS an die verantwortlichen Personen geschickt, damit schnell geeignete Maßnahmen ergriffen werden können.
In einem durch die Projektpartner gemeinsam gestalteten Workshop zur Ideenfindung wurden anschließend verschiedene Plattform- und Smart-Service-Geschäftsmodelle in Form von Steckbriefen gesammelt, präsentiert und mit den zukünftigen Bedürfnissen der Zielgruppe abgeglichen. Im Anschluss wurden aus den Ideen Dienstleistungslösungen abgeleitet und priorisiert oder aussortiert. „Dabei musste auch geklärt werden, wie man die Leistungen in einem Service-Portfolio für die Kunden zusammenstellt“, fügt Simon Hemmrich, wissenschaftlicher Mitarbeiter im SICP hinzu. „Um die Software-Applikationen von DENIOS einer möglichst großen Anzahl von Kunden schnell bereit zu stellen, sind Cloud-basierte Plattformen notwendig. Hierbei kann man sich an bestehenden Praxisbeispielen orientieren und besser entscheiden, welche Lösung passend ist“, so Dr. Christoph Weskamp, Manager des Kompetenzbereichs Digital Business im SICP. Beispiele für bekannte industrienahe Plattformen sind die Plattformen 365FarmNet oder AXOOM. Als sogenannte multi-sided Plattformen bringen sie mehrere Geschäftspartner online zusammen. „Ziel ist es, mit unseren digitalen Applikationen für die Gefahrstofflagerung 4.0 über geeignete Cloud-Systeme am Plattformgeschäft teilzunehmen. Je nach Ausgestaltung der digitalen Services ist es für uns vorstellbar, dass auch unterschiedliche Plattformformate zum Einsatz kommen“, erklärt Udo Roth, DENIOS-Projektmanager.
Ein weiterer Schwerpunkt des Pilotprojektes ist die Frage, wie die DENIOS AG das Service-Portfolio an den Markt bringt sowie ihre Kunden auf das neue Angebot aufmerksam machen kann. Es soll definiert werden, wie genau das Geschäftsmodell und die Vertriebsstrategie in diesem Bereich aussehen könnten. Soll ein einmaliger Kaufpreis für jede Applikation erhoben werden? Wird eine monatliche Nutzungsgebühr in bestehende Wartungsverträge eingebunden oder wird die Nutzungsgebühr transaktionsbezogen veranschlagt, sodass Kunden durch die Applikationen Zugang zu den Angeboten im DENIOS Web-Shop und zu den Katalogen erhalten? All diese Möglichkeiten müssen im weiteren Verlauf des Projektes eruiert werden.
Die Verbundpartner haben bis zum Projektende noch einige Fragestellungen zu lösen. Eines ist laut DENIOS aber sicher: Das Projekt trägt bereits jetzt schon dazu bei, DENIOS‘ Position als Innovationsführer am Markt weiter zu festigen und daraus einen Wettbewerbsvorteil zu schaffen. „Neben DENIOS stehen aber auch viele andere mittelständische Unternehmen vor der Herausforderung, die digitale Transformation von Dienstleistungssystemen zu meistern. Daher sollen die entwickelten und validierten Konzepte im weiteren Projektverlauf auch anderen Unternehmen zugänglich gemacht werden“, ergänzt Prof. Dr. Daniel Beverungen, Lehrstuhlinhaber Wirtschaftsinformatik, insb. Betriebliche Informationssysteme, an der Universität Paderborn.