Nach dem erfolgreichen ersten Design Thinking Prozess im Juni 2017 fand am 7. Juli 2017 der zweite Workshop statt – dieses Mal jedoch arbeiteten die Studierenden der Informatik mit Studierenden der Linguistik zusammen. Inhaltlich ging es erneut um die Weiterentwicklung der Historisches Paderborn-App (HiP-App). Koordinator der Projektgruppe auf Seiten der Informatik ist Dr. Simon Oberthür vom Software Innovation Campus Paderborn (SICP).
„Uns war bewusst, dass sich während des ersten Design Thinking Workshops auch Herausforderungen offenbaren und nicht alle Prozesse optimal verlaufen würden. Die Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben uns allerdings Recht, dass das Konzept eine sehr gute Idee ist und bei den Studierenden sehr gut ankommt“, berichtet Björn Senft, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Datenbank- und Informationssysteme von Prof. Dr. Gregor Engels. Gemeinsam mit Jun. Prof. Dr. Nicole M. Wilk aus der Germanistischen Sprachwissenschaft hatte er den Design Thinking Workshop vorbereitet und geleitet.
Ziel des zweiten ganztägigen Design Thinking Workshop war es, Lösungen zu erarbeiten, um linguistische Annotationsergebnisse für Software im Allgemeinen und für eine multimediale Paderborn-App im Besonderen weiterzuentwickeln. Im ersten Schritt haben die Studierenden versucht zu verstehen, wie die jeweils andere Seite an diese Aufgabe herangeht. Anschließend haben die insgesamt 28 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam erarbeitet, wie Texte mit linguistischen Annotationen angereichert werden können, um gezielt die Textstellen herauszufiltern, die zur Stadtimagebildung und zur kulturellen Inwertsetzung Paderborner Orte beitragen. Zum Abschluss haben die Studierenden Ideen entwickelt, wie diese Filter in die Algorithmen einer Software „übersetzt“ werden können. So ist ein erster Prototyp entstanden, der gegenseitig präsentiert und evaluiert wurde.
„Mit den Ergebnissen sind wir sehr zufrieden, weil die Studierenden unmittelbar erfahren konnten, wie man linguistische Beschreibungen für die Entwicklung einer wissensbasierten Software nutzt.“ Eine Gruppe hat zum Beispiel den Vorschlag gemacht, Texte über Paderborn nach Mythen und Legenden zu durchsuchen. „Aber mithilfe welcher Suchanfragen lassen sich solche narrativen Textpassagen identifizieren? Dafür muss man wissen, wie kleinere Erzählungen sprachlich gestaltet sind“, fasst Nicole Wilk zusammen, die sich im Zusammenhang mit ortsbezogenen Stadtgeschichtstexten mit der sprachlichen Herstellung von Erinnerungsorten beschäftigt.
Das Ziel der 'Historisches-Paderborn'-App die Dozenten der Uni Paderborn gemeinsam mit ihren Studierenden entwickeln, liegt darin, die Geschichte von Paderborns Kulturgütern direkt vor Ort mit Hilfe einer App zu entdecken und dabei erforschen, wie neue technische Verfahren die Spuren der Vergangenheit „les- und sichtbar“ machen. Das Projekt steht im Kontext der Digital Humanities – der Durchdringung von Informatik und Kulturwissenschaften – und ist ein Beispiel für die Bündelung der Fächer Informatik, Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. Dafür wurde 2015 mit dem Forschungspreis der Universität ausgezeichnet.